Typisch Patagonien
Auf der heutigen Fahrt bekommen wir den Wind von Patagonien so richtig zu spüren. Schon die ganze Nacht rüttelt er heftig an Henriette, so daß wir gut in den Schlaf geschaukelt werden.
Leider fällt auch deshalb die Bootsfahrt auf die Isla Pinguina aus. Doch bei diesen hohen Wellen mit einem Schlauchboot 10 km auf das offene Meer hinauszufahren ist einfach zu gefährlich.
Wir nützen den Tag und fahren zu unserem nächsten Ziel, so haben wir einen Tag zum Ausruhen und Wäsche waschen und alles was so anfällt.
Doch auch die Fahrt mit dem Wohnmobil wird bei diesem Wind zum Abenteuer. Sogar das EPS Programm deaktiviert sich ständig, fahren wir eben ohne, es geht ohnehin immer gerade aus.
Später erfahren wir daß dies nicht nur bei uns so war, alle Mercedesfahrer hatten dieses „Problem“.
Es sind nur 390 km zu fahren, doch der Wind erlaubt nur ein gemässtigtes Tempo. Bei diesem Wind wird Henriette so richtig durstig. Normalerweise ist sie ja sehr bescheiden, aber heute schluckt und schluckt sie bis 17 Liter auf 100 km. Doch kommen wir noch gut davon, denn einer unserer Begleiter steigert seinen Spritverbrauch auf 40 L !!
Wir haben uns überlegt heute auf dem Weg nach San Julian auf einer Estancia zu übernachten, doch das wäre sich mit dem Diesel nicht mehr ausgegangen. so steuern wie die nächste Tankstelle in 150 km an, und hoffen daß wir hier Sprit bekommen.
Wir treffen auch 2 Mitreisende die den gleichen Plan über den Haufen geworfen haben, später in Puerto San Juan sind alle wieder vereint, keiner hat den Umweg über den versteinerten Wald gemacht. Das wäre ein Umweg von 120 km Schottenpiste – ohne Möglichkeit zum Tanken.
Auf fast der ganzen Strecke heute ist an einen Telefonempfang nicht zu denken. Einsam und verlassen ist diese Gegend hier. Ausser einigen Schafen und Guanakos ist weit und breit nichts zu sehen. Nur ganz wenige LKW`s und Autos kommen uns entgegen. Dies erleichtert ein wenig das Fahren bei diesen Windverhältnissen, wir können so etwas mehr von der relativ schmalen Straße nutzen. Ich verringere das Tempo jedesmal wenn Gegenverkehr kommt, denn 2 unserer Mitreisenden haben schon ein Loch vom Steinschlag in der Windschutzscheibe.
Am späten Nachmittag erreichen wir Puerto San Julian, wo wir jetzt 2 Nächte bleiben können. Es ist auch gut sich ein bisschen auszuruhen, denn die nächste Etappe wird wieder sehr lang, dazu noch ein Grenzübertritt der Stunden dauern kann.
Puerto San Julian selber hat nicht sehr viel zu bieten. Es gibt ein kleines Museum und die Nao Victoria zu besichtigen. Dies ist ein original Nachbau vom Schiff des Entdeckers Magellan, der hier in einem harten Winter gestrandet ist und 7 Monate verharren mußte.
Ausser dem Kapitän hatte keiner der Segler ein richtiges Bett.
Ich dachte dieses Schiff ist viel größer. Kaum vorstellbar daß dieses bei Sturm und Wind auf den Meeren unterwegs war um die Gewürzinsel zu suchen. Immerhin haben sie Argentinien erreicht .
Auch von dieser Geschichte will sich jeder ein Stück vom Kuchen abschneiden. Schon gestern in Puerto Deseado ist uns erzählt worden daß dort das Schiff gesunken sei. Eine Ur-Ur-Urenkelin eines Seemannes hat sein Tagebuch gefunden wo er den Untergang auch festgehalten hat. Daraufhin wurde das Wrack von Tauchern gefunden. In diesem Ort sind sie stolz darauf, daß ein 5000 Seelendorf diese Entdeckung gemacht hat.
Nachdem wir wieder von Bord der Nao Victoria gehen, spazieren wir etwas durch die Stadt. An der Hauptstraße gibt es einige Geschäfte, die Nebengassen sind wiederum sehr rustikal. Café ist keines zu finden, dafür aber ein Restaurant in dem ausgezeichnete Empanadas serviert werden.
Der Wind frischt auf und wir suchen unser von der Sonne gewärmtes Zuhause auf. Heute haben wir uns einen neuen Gaskocher gekauft, damit wir auch im Freien kochen können, so wie richtige Camper das machen. Natürlich muß dieser gleich getestet werden.
Und er besteht die Generalprobe mit Bravour wie auch der Koch.
Nach dem Briefing, heute spendiert Uwe allen Wein, machen wir 2 uns noch auf den Weg in die Stadt um ein ganz besonderes Lokal aufzusuchen. In einem alten Haus aus der Kolonialzeit wurde ein Restaurant eingerichtet, es sieht echt toll aus. Die Cocktails werden mit sehr viel Sorgfalt gemixt und der kleine Snack mundet hervorragend. Dann wird es Zeit in´s Bett zu gehen, morgen steht ein langer Tag an.